Festschrift "100 Jahre Franziskuskirche"
100 Jahre Franziskuskirche Friedrichweiler

Die seelsorgerische Betreuung der katholischen Bevölkerung von Friedrichweiler war nach der Dorfgründung 1725 schwierig. Zwar stand mit der bereits 1223 erstmals urkundlich erwähnten Kapelle zum Heiligen Gangolf in Differten und der Antonius-Kapelle auf dem Linslerhof, die bereits 1154 erstmals urkundlich erwähnt wurde, ein Ort des stillen Gebetes zur Verfügung, aber zu den kirchlichen Feiertagen wie Ostern, Pfingsten oder Weihnachten und den familiären Feiern wie Taufen, Hochzeiten oder Beerdigungen suchte man die Prämonstratenser-Abtei Wadgassen auf.
Der Weg war natürlich besonders für Kinder und ältere Menschen weit und beschwerlich.
Durch die Aufgabe des Klosters im September 1792 und die Zerstörung der Abtei durch Verfall und Abriss kam die seelsorgerische Betreuung hier zum Erliegen. Die nächste Gelegenheit war nun in Bous, auf der rechten Saarseite, das nicht zu Frankreich, sondern zum Deutschen Reich gehörte.
Noch bevor Napoleon 1809 mit seinen umfassenden politischen Reformen u.a. den Anschluss Friedrichweiler an Differten anordnete, beschlossen bereits im Jahres 1803 Differter und Friedrichweiler Katholiken, in kirchlichen Fragen zusammen zu arbeiten, auch wenn dies noch nicht im Rahmen einer eigenen Pfarrei Differten möglich war.
1804 sorgten sie gemeinsam für die Vergrößerung der Differter Gangolf-Kapelle, kamen gemeinsam für den Unterhalt des Pfarrers auf und trugen auch gemeinsam die Reparaturkosten, wie ein Zahlbeleg im Archiv der Kreisstadt Saarlouis vom 01.05.1809 zeigt. 1823 trugen die Bürger von Friedrichweiler ihren Teil zur Erneuerung der Kirche in Differten bei, ebenso wie zum Neubau der Gangolf-Kirche 1892/93.
Nach dem Ersten Weltkrieg (1914-1918) wurde in Friedrichweiler der Wunsch nach einer eigenen Kirche immer stärker. Am 09.11.1924 wurde im Gasthaus Louis – Vorgängerin des Gasthauses „Zum Warndtwald“, heute Pension Warndtwald – eine Bürgerversammlung einberufen, um im Dorf eine eigene Kirche zu bauen. Zu den Hauptinitiatoren gehörte der damalige Bezirksvorsteher Johann Rihm, der auch den Bauplatz unentgeltlich zur Verfügung stellte. Pfarrer Hubert Ehses unterstützte das Bauvorhaben von Beginn an.
Bereits am 01.03.1925 nahm man den ersten Spatenstich vor. Bauunternehmer Jakob Hauser aus Differten wurde mit den Maurerarbeiten beauftragt. Die Schalungen und die Baumaterialien wurden mit der Bahn zum Linslerhof geliefert und von der Bevölkerung von Friedrichweiler unentgeltlich mit eigenen Fuhrwerken zur Baustelle geschafft.
Am 01.06.1925, Pfingstmontag, erfolgte die Grundsteinlegung durch Pfarrer Hubert Ehses und Dechant Eugen Matthias Wagner aus Bous. Zuvor wurde der Grundstein im Umzug von jungen Männern durch das Dorf getragen.

Doch mit der Grundsteinlegung war keinesfalls bereits die Baugenehmigung erteilt. Bereits 1925 erforderte ein behördliches Genehmigungsverfahren Geduld und Nerven.
So folgte ein zweijähriger Briefwechsel zwischen der Kirchengemeinde, der damaligen Regierungskommission des Saargebietes und den Baubehörden, die mehrmals den Kirchenbau zum Scheitern zu bringen drohten. Schließlich wurde die Baugenehmigung am 27.01.1927 erteilt – gut ein halbes Jahr nach der Einweihung.
Ungeachtet dieser behördlichen Schwierigkeiten wurde an der Kirche fleißig gearbeitet. Michel Schirra aus Differten führte die Zimmermannsarbeiten aus und Peter Zey die Dachdeckerarbeiten. Durch Stiftungen erhielt die Kirche ihre Fenster, die erste Glocke sowie die Muttergottes- und Franziskusstatue. Der Bildhauer Scherer aus Busendorf schenkte den barocken Hauptaltar aus der Werkstatt der Gebrüder Guldner.
Am 22.08.1926 war es endlich soweit: Die Kirche zum Heiligen Franziskus wurde eingeweiht. Pfarrer Ehses und Pfarrer Ludwig aus Wadgassen nahmen die feierliche Einsegnung vor.

Der "Apostel der Armen", Franz von Assisi, wurde zum Schutzpatron bestimmt.
Der Kreuzweg wurde 1927 errichtet.
Am 30.11.1932 weihte Pfarrer Ehses das Denkmal für die Gefallenen vor der Kirche ein. Damit sollte das Andenken an die 12 Gefallenen des Ersten Weltkrieges aus Friedrichweiler aufrechterhalten werden.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges mussten weitere Tafeln mit den Namen der 16 Gefallenen und 8 Vermissten dieses Krieges angebracht werden.
Am 24.07.1937 zeigt Pfarrer Gubernator bei der Ortspolizeibehörde Wadgassen an, dass der am 22.01.1937 genehmigte Anbau eines Heizkellers an der Kirche fertiggestellt ist.

Mit Beginn des Zweiten Weltkrieges am 01.09.1939 nahmen auch die kriegerischen Handlungen in unserer Region zu. Immer wieder kam es zu Artilleriebeschusse auf Friedrichweiler, der nicht nur die Wohnhäuser, sondern auch die Kirche traf. Am schwersten wurde sie am 17.11.1939 beschädigt, als sie von insgesamt 3 Volltreffern in der Sakristei, über dem Hochaltar und im linken Seitenschiff getroffen wurde. Auch das Denkmal für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges wurde beschädigt
Unter dem Vorsitz des Bürgermeisters Josef Becker hatte der Gemeinderat Differten einem Antrag auf Errichtung eines Dorfkreuzes in Friedrichweiler stattgegeben. Den benötigten Platz stellte der Grundstückseigentümer, Georg Kaeff, unentgeltlich zur Verfügung. An Ostern 1958 waren die Arbeiten abgeschlossen und Kaplan Rudolf Linnemann konnte die feierliche Einweihung vornehmen.
In die Zeit der seelsorgerischen Tätigkeit von Pfarrer Josef Lenz von 1958 – 1981 fielen zahlreiche Renovierungs- und Erhaltungsarbeiten an der Kirche:
- Restaurierung des Barockaltars, Erneuerung Elektroanlage und Empore,
Innenanstrich 1965
- Anschaffung neuer Kirchenbänke 1967
- Errichtung Eingangstreppe auf der gesamten Straßenbreite 1971
- Lautsprecheranlage und elektrisches Glockengeläut
- Erneuerung Dachstuhl und Kirchturm 1976/77
- Malerarbeiten Innenraum 1977
- Erneuerung Kirchenfenster 1985
Zur Verbesserung der musikalischen Begleitung während der Messen in Friedrichweiler kam die Idee einer neuen Orgel auf. Zur Finanzierung der rund 250.000 DM teuren Anschaffung wurde ein Orgelbauverein gegründet.
Als Starthilfe stellte Pastor Günter Heinen dem Orgelbauverein bei seinem Weggang 1991 den Betrag von 12.000 DM für eine neue Orgel zur Verfügung. Die Vereine im Dorf – allen voran der Elisabethenverein und die Chorgemeinschaft – unterstützten den Orgelbauverein ebenso wie viele Privatpersonen. Die Gemeinde schoss 20.000 DM zu und das Bistum Trier 25%, also 55.000 DM.
Schließlich hatte man die Summe beisammen und am 26.03.1995 erfolgte im Rahmen eines Festgottesdienstes die feierliche Einweihung der neuen Orgel. Sie stammt aus der renommierten Orgelbauwerkstatt Mühleisen in Leonberg und zeichnet sich durch 14 Register und 800 Pfeifen, 2 Manuale und ein Pedalwerk aus.
Nach der Erfüllung des Vereinszweckes, nämlich Anschaffung und Finanzierung der Orgel für die Franziskus-Kirche, löste sich der 1991 gegründete Verein schon 1996 wieder auf.
| Die Franziskus-Kirche wurde von diesen Pfarrern betreut: | |
| 1925 - 1935 | Hubert Ehses |
| 1935 - 1940 | Nikolaus Gubernator |
| 1940 – 1957 | Josef Barthel |
| 1958 – 1981 | Josef Lenz |
| 1981 – 1991 | Günter Heinen |
| 1991 – 2000 | Herbert Günther |
| 2000 – 2012 | Volker Teklik |
| Seit 2012 | Peter Leick |
Die Kirchweih – besser bekannt als Kirmes – wird im Dorf intensiv gefeiert. Aus einer launigen Idee, die während eine Kirmesumzuges geboren wurde, entwickelte sich das konkrete Projekt, dem Kirchturm der Franziskuskirche zu einer Kirchturmuhr mit Schlagwerk zu verhelfen. Ganz viele Hände haben mitgeholfen, dieses Dorfprojekt zu realisieren. Tatkräftige Unterstützung erhielt das Projekt dabei von Pfarrer Volker Teklik. Einzelpersonen und ortsansässige Gewerbetreibende haben Geld gespendet, die Gemeinde hat finanziell mitgeholfen, Zuschussanträge wurden gestellt und die Vereine im Dorf haben gemeinsam ein Uhrenfest organisiert.

Schließlich konnte am 23.06.2010 die Installation der dreiseitigen Kirchturmuhr erfolgen.

Martin Spies
